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FORUM-HANDOUTThema 2: PRAKTIKA & WERKSTUDENTENJOBS UND BERUFSEINSTIEG NACH DEM STUDIUM

GÄSTE:
Victoire Djanhan: Direktor DACH bei Fitch Solutions
Prof. Dr.-Ing. Mbang Sama: Manager bei Daimler

DISCLAIMER:
Für den Inhalt dieses Handouts ist GADI – German African Diaspora Initiatives e.V. allein verantwortlich. Alle in diesem Handout enthaltenen Informationen sind von den Forum-Speakern nach bestem Wissen und Gewissen zusammengestellt und dienen nur zu Informationszwecken. Die Autoren weisen jedoch daraufhin, dass sie keine Haftung für die Richtigkeit, Aktualität und Vollständigkeit übernehmen. Insbesondere ersetzt dieses Handout keine rechtliche oder fachliche Beratung im Einzelfall. Die Vervielfältigung und Verbreitung der in diesem Dokument enthaltenen Informationen und Daten sind ohne vorherige schriftliche Zustimmung des Inhabers untersagt. Dies gilt auch für die auszugsweise Vervielfältigung und Verbreitung.

Vorstellung Frau Djanhan:
Ich bin Victoire Djanhan. Ich bin vor etwa 20 Jahren zum Studium nach Deutschland gekommen. Ich habe
Wirtschaftswissenschaften studiert, damals noch Volkswirtschaftslehre. Ich habe ein Doppeldiplom der Universität Paris-Dauphine und arbeite seit 2009 in Deutschland, immer im Banken- und Finanzbereich. Insbesondere habe ich Berufserfahrung in den Bereichen Asset Management, Vermögensverwaltung und Fondsmanagement gesammelt. Seit knapp 2 Jahren bin ich bei Fitch Solutions und betreue strategische Kunden in der gesamten DACH-Region (Deutschland, Österreich und Schweiz). Fitch Solutions ist eine Ratingagentur. Meine Aufgabe ist der Vertrieb. Ich verkaufe hauptsächlich Ratings, aber auch viel Research an Banken, Zentralbanken und Versicherungen in der gesamten DACH-Region. Ich freue mich sehr, an dieser Veranstaltung als Referent teilnehmen zu dürfen. Vielen Dank Achraf für die Einladung. Ich bin sehr gespannt auf die Themen und die Fragen der Teilnehmer.


Vorstellung Herr Prof. Dr. Mbang:
Ich bin Sama Mbang. Ich lebe seit mehreren Jahrzehnten in Deutschland. Ich habe Maschinenbau und Informatik studiert. Ich bin in der Automobilindustrie tätig und nebenbei mache ich einige Aktivitäten in Richtung Wissens-/Know-how-Transfer nach Afrika. Zuletzt habe ich auch an einigen Universitäten gelehrt, zum Beispiel an der Universität Karlsruhe und an der Technischen Universität Sofia in Bulgarien. Dort bin ich für die Themen Industrialisierung, digitale Transformation.

  1. DIE GRÖßTE HÜRDE FÜR VIELE ABSOLVENTEN AUF DEM ARBEITMARKT UND BEI DER JOBSSUCHE IST DER
    ERFAHRUNGSMANGEL. WIE WICHTIG IST ES, WÄHREND DES STUDIUMS BERUFSERFAHRUNG DURCH
    PRAKTIKA UND WERKSTUDENTENTÄTIGKEITEN ZU SAMMELN?

Antwort Frau Djanhan: Werkstudentenjobs und/oder Praktika sollten auf jeden Fall vor dem Berufseinstieg absolviert werden. Die Frage ist eher, in welchem Bereich man seine Werkstudentenjobs wählen sollte. Man sollte sich schon etwas früher überlegen, in welchem Bereich man später arbeiten möchte und sich dann eher in diese Richtung seine Werkstudentenjobs aussuchen. Mir persönlich war das schon immer klar. Ich wollte immer in der Finanzbranche arbeiten und habe mir dementsprechend auch Werkstudentenjobs in diesem Bereich ausgesucht. Ich habe zum Beispiel zwei Jahre als Werkstudentin bei Allianz Global Investors gearbeitet und rückblickend hat mir diese Erfahrung sehr geholfen. Auch heute noch hilft es mir sehr, da ich immer wieder darauf zurückgreifen kann. Ich kann jedem, vor allem meinen Kunden, sagen, dass ich früher bei einem großen Unternehmen im Bereich Asset Management gearbeitet habe oder dass ich Kontakte in die Versicherungswelt habe, weil ich bei einer Tochtergesellschaft einer großen Versicherung gearbeitet habe. Deshalb ist es aus meiner Sicht sehr wichtig, sich eher die Frage zu stellen, in welchen Bereich, in welche Branche man später einsteigen möchte. Wenn man eine Antwort auf diese Frage gefunden hat, ist der nächste Schritt, sich bei möglichst erfolgreichen und in der Öffentlichkeit bekannten Unternehmen der gewählten Branche als Werkstudent zu bewerben. Darauf sollte man sich konzentrieren.

Antwort Herr Mbang: Genau, das was Frau Djanhan gesagt hat, ist sehr wichtig. Insgesamt sind die Werkstudententätigkeiten sehr vorteilhaft für das eigene Studium und auch für die Berufserfahrung. Die Tätigkeiten ergänzen den eigenen Lebenslauf. Wichtig ist vor allem, dass die Unternehmen/HR sehen, dass der Bewerber etwas Praktisches gemacht hat. Umso besser ist es, wenn die gewählte Tätigkeit zum Studiengang passt. Während des Studiums sollte man aktiv Berufserfahrung sammeln. Schon zu Beginn des Studiums, im ersten Semester, sollte jeder Student gezielt nach Werkstudententätigkeiten suchen.

  1. WAS IST DER UNTERSCHIED ZWISCHEN EINEM PRAKTIKUM UND EINER WERKSTUDENTENTÄTIGKEIT? WAS IST
    BESSER? ERFAHRUNGSGEMÄß IST ES SCHWIERIG, EINEN WERKSTUDENTENJOB ZU KRIEGEN. WIE KOMMT
    MAN AM BESTEN EINEN WERKSTUDENTENJOB?

Antwort Frau Djanhan: Zunächst ist es wichtig, sich mit der Definition von Praktikum und Werkstudententätigkeit auseinanderzusetzen. Ein Praktikum ist aus meiner Sicht eine Tätigkeit, die man sozusagen macht. Ein Praktikum ist immer auf eine bestimmte Zeit festgelegt, 2, 3 oder 6 Monate. Über 6 Monate hinaus ist es aus meiner Sicht kein Praktikum mehr. Ein Praktikum ist ein Arbeitseinsatz in einem bestimmten Bereich eines Unternehmens. Man wird dann in bestimmte Themen des Einsatzbereiches eingearbeitet und erledigt eventuell bestimmte Tätigkeiten für seinen Praktikumsbetreuer. Ein Praktikum ist zeitintensiver, da man viel mehr Zeit in der Firma oder im Betrieb verbringt. Man ist auch für 2, 3 oder 6 Monate an den Arbeitsplatz gebunden und geht praktisch jeden Tag zur Arbeit. Ein Praktikum ist also viel intensiver als eine Werkstudententätigkeit. Man hat viel mehr die Möglichkeit, etwas tiefer in die Themen einzusteigen. Und aus meiner Sicht ist natürlich auch die Lernkurve viel steiler, weil man jeden Tag dabei ist. Eine Werkstudententätigkeit übt man meistens neben dem Studium aus. Das heißt, man arbeitet sozusagen 2, 3 Stunden am Tag und geht dann wieder studieren. Da lernt man sozusagen peu à peu und das ist aus meiner Sicht weniger intensiv. Praktika und Werkstudententätigkeiten sind beide gleich wichtig. Ich würde nicht sagen, dass man sich auf Werkstudententätigkeiten oder nur auf Praktika konzentrieren sollte. Praktika werden oft so erlebt, dass man in der Küche steht und für den Chef Kaffee kocht. Das sollte natürlich nicht so sein. Aus meiner Sicht ist es wichtig, beides zu haben, beides gemacht zu haben. Warum man die Zusage für eine Werkstudententätigkeit nicht bekommt, lässt sich nicht pauschal beantworten. Hier wäre ein intensiver Austausch mit einer erfahrenen Person wichtig, um den Grund für die Absage herauszufinden. Ich persönlich finde es nur schade, wenn man keine Zusage für eine Werkstudententätigkeit bekommt. Denn eine solche Tätigkeit ist für die Zukunft sehr wichtig, da man so immer nachweisen kann, dass man über praktische Erfahrungen verfügt. Durch Praktika oder Werkstudententätigkeiten verbindet man die Theorie mit der Praxis. Man lernt nicht nur die Abläufe in einem Unternehmen kennen, sondern auch die Arbeitskultur des Landes, in dem man lebt. Es ist sehr wichtig, diese praktische Erfahrung zu haben. Später möchte man wahrscheinlich hier in Deutschland ins Berufsleben einsteigen und da ist es sehr, sehr wichtig zu wissen, wie die Kultur ist, wie die Leute ticken, wie die Leute denken, was von einem erwartet wird, was man als ausländischer Student oder ausländischer Berufseinsteiger mitbringen muss, um sozusagen im Wettbewerb bestehen zu können. Beides (Werkstudententätigkeit und Praktikum) ist, wie gesagt, wichtig, hat aber jeweils seine Besonderheiten.

Antwort Herr Mbang: Ich kann nur meinen Beitrag leisten. Als Praktikant hat man ein Thema. Letztendlich geht es darum, innerhalb dieses Themas etwas Praktisches zu machen, um etwas Gezieltes zu erreichen. Praktika kann man auch gezielt vor dem Studium machen, um eine gewisse Expertise zu haben, bevor man studiert. Gerade für Studenten, die aus Afrika kommen, wo das Studium oder die Schule noch sehr theorielastig ist, kann es auch sehr interessant sein, vor dem Studium ein Praktikum zu machen. Wenn man dann mit dem Studium beginnt, hat man zumindest ein Grundverständnis von dem, was man lernen möchte. Zumindest zu unserer Zeit, als wir angefangen haben, war das System noch so, dass man unbedingt ein Praktikum machen musste und das war sehr vorteilhaft. Den Unterschied zwischen ausländischen und deutschen Studenten hat man gleich zu Beginn des Studiums gemerkt. Die deutschen Studenten hatten meistens schon viel mehr Praxiserfahrung. Sobald der Professor mit einem Thema anfing, wie zum Beispiel die Programmierung eines Aufzugs, wussten sie schon, wo sie ansetzen mussten. Man hatte gewissermaßen schon eine GADI Online Forum 2023 GADI e.V. Blumenstraße 18 71638 Ludwigsburg 6 Grunderfahrung. Man hatte schon etwas Praktisches in dem Bereich gemacht, wie z.B. Fräsen und so weiter. Auch verschiedene Begriffe im Bereich „Maschinenbau“ waren für Sie kein Neuland. Für uns Ausländer oder Afrikaner war es dagegen schon eine große Hürde zu verstehen, worum es überhaupt geht. Ein Praktikum vor dem Studium ist durchaus möglich und sehr empfehlenswert. Daher würde ich jedem ausländischen Studenten empfehlen, vor Beginn des Studiums gezielt ein Praktikum zu machen. Dabei sollte man sich nicht an der Anzahl der Praktika orientieren. Es kann auch durchaus ausreichen, bereits ein Praktikum und eine Werkstudententätigkeit absolviert zu haben. Das Studium ist heutzutage sowieso schon so straff, dass man den Bachelor auch ohne Praktika schaffen kann. Das sehe ich leider oft, wenn ich Bewerbungen bekomme, dass Studenten ihr Studium ohne Praxiserfahrung absolvieren. Wenn es nicht Werkstudententätigkeiten oder gezielte Praktika sind, dann stellt sich die Frage, welches Alleinstellungsmerkmal ein Absolvent auf dem Arbeitsmarkt hat. Aus meiner Sicht ist es daher sehr wichtig, beides zu machen, Werkstudententätigkeiten und Praktika, und man sollte am besten einen Plan haben, wie man beides aufeinander abstimmt.

3. WIE SCHWIERIG WAR ES FÜR EUCH, EINEN PRAKTIKUMSPLATZ ODER EINE STELLE ALS STUDENTISCHE HILFSKRAFT ZU BEKOMMEN ?

Antwort Frau Djanhan: Es ist für uns alle schwierig, denn die erste Hürde ist die Sprache. Wir kommen in ein Land, in dem die Sprache nicht die einfachste ist. Man muss erst einmal verstehen, was gesagt wird und was von einem erwartet wird. Ich denke, das ist die erste Hürde. Die zweite Hürde ist, dass viele von uns die Familie in Afrika unterstützen. Zumindest damals war es für mich wichtig, nicht zu lange in Praktika zu bleiben. Das war auf jeden Fall ein Kriterium für mich. Ich habe mich entschieden, nicht mehrere Praktika zu machen, sondern maximal eines. Ich habe mich lieber auf Werkstudententätigkeiten konzentriert, weil ich dort etwas mehr Geld verdienen konnte und unter Umständen auch meine Familie in Kamerun unterstützen konnte. So habe ich mir das damals vorgestellt.

Wie schwer es tatsächlich war, ein Praktikum oder eine Werkstudententätigkeit zu bekommen, kann ich nicht pauschal beantworten. Der Grund dafür ist einfach: Ich habe mir auch ein wenig helfen lassen, zunächst einmal um meinen Lebenslauf zusammenzustellen. Die Schwierigkeit damals, den Lebenslauf zusammenzustellen, lag vor allem darin, dass ich nicht viel vorzuweisen hatte. Ich hatte gerade die Schule beendet, mein Abitur gemacht und konnte daher noch nicht viel auf meinem Lebenslauf stehen haben. Ich beschloss dann, mich von den Älteren helfen zu lassen, die schon etwas Erfahrung auf diesem Gebiet hatten.. Sie erklärten mir damals, wie man einen CV zusammenschreibt, was auch den Arbeitgeber appelliert oder interessiert. Ich glaube, ein Punkt, den wir Afrikaner vergessen, in unseren Lebensläufen zu erwähnen, sind unsere Sprachen, unsere Nationalsprachen. Sie sind sehr wichtig. Man sollte sich nicht scheuen zu sagen, dass man 4 oder 5 Sprachen spricht, darunter auch unsere indigenen Sprachen. Zum Beispiel in meinem Fall Bangangté und Tonga von meinen Eltern. Das sollte man auch im Lebenslauf erwähnen. Das darf man nicht unterschätzen, das ist unheimlich wichtig, weil es den potentiellen Arbeitgeber schon anspricht. Der fragt sich, was ist das für eine Sprache. Er möchte vielleicht ein bisschen mehr wissen und hören. Und man sollte auch nicht unterschätzen, den Lebenslauf mit Aktivitäten in der Gemeinschaft zu ergänzen. Zum Beispiel Erfahrungen im Heimatland, wie das Unterrichten von Kindern in unteren Klassen während der Schulzeit oder das Aushelfen in der Kirche während der Vorbereitung auf das Abitur, gehören meiner Meinung nach in den Lebenslauf, vor allem, wenn man noch keine Berufserfahrung oder ein Studium vorweisen kann. Das sind Erfahrungen, die man im Umgang mit Menschen gemacht hat und die man meiner Meinung nach auf jeden Fall in den Lebenslauf packen sollte. Für mich war es also eine Hürde, meinen Lebenslauf aufzubereiten bzw. vorzubereiten und dann natürlich mein Motivationsschreiben zu formulieren. Auf diese beiden Dokumente sollte man besonders achten, denn das sind die Einstiegspunkte, um einen kennenzulernen. Um auf die Frage zurückzukommen, würde ich meine Schwierigkeiten wie folgt zusammenfassen: – die Sprache, – dann die Bewerbungsunterlagen, – dann die Branche, in der ich später arbeiten möchte, – dann herausfinden, welche Unternehmen, insbesondere solche mit einem guten Ruf, in diesem Bereich tätig sind dann herausfinden, ob diese Unternehmen Stellen anbieten. Wenn es keine Stellenangebote gibt, sollte man sich nicht scheuen, eine Initiativbewerbung zu schicken usw.

4. FÜR MANCHEN IST DER BERUFSEINSTIEG EIN SCHRECKGESPENST, DAS NACH DEM STUDIUM AN DIE TÜR KLOPFT. WIE GELINGT DER PERFEKTE BERUFSEINSTIEG NACH DEM STUDIUM? ODER WIE KOMMT MAN NACH DEM STUDIUM SCHNELL AN EINEN JOB?

 Antwort Herr Mbang: Ausländische Berufsanfänger haben heute Glück, wenn sie von der Ausländerbehörde 18 Monate Zeit bekommen, um einen Job zu finden. Zu meiner Zeit waren es nur ein paar Wochen. Die Herausforderung war damals also sehr groß. Aus meiner Sicht spielen die Erfahrungen, die man während des Studiums sammelt, eine sehr große Rolle. Werkstudententätigkeiten sind auch eine sehr gute Möglichkeit, Beziehungen oder Kontakte zu einem möglichen Arbeitgeber aufzubauen. Werkstudententätigkeiten sollte man also nicht ziellos machen, sondern auch mit dem Ziel, dass sich daraus etwas entwickeln könnte. Und das ist oft der Fall, dass Werkstudententätigkeiten zu Festanstellungen geführt haben. Man sollte im Hinterkopf haben, dass das Arbeitsverhältnis am Ende des Studiums in einer anderen Form als der Werkstudententätigkeit fortgesetzt werden könnte. Wie bekomme ich schnell einen Job? Gute Noten oder ein guter Abschluss, denn viele Studierende haben den gleichen Abschluss. Gute Noten könnten ein Unterscheidungsmerkmal sein. Heutzutage haben die jungen Leute das Glück, dass gute Arbeitskräfte gebraucht werden, die Situation ist viel besser geworden. Man sollte sich schon während des Studiums überlegen, welche Fähigkeiten man im Vergleich zu anderen Absolventen / Berufseinsteigern mitbringt. Man sollte sich unterstützen lassen, um einen guten Lebenslauf zu schreiben. Man sollte sich auch nicht schämen, auf Messen zu gehen. Wenn eine Stelle ausgeschrieben ist, sollte man sich bewerben und gleichzeitig aktiv den Kontakt zu HR suchen, damit das Unternehmen weiß, dass die Person, die sich bewirbt, motiviert ist und die Stelle wirklich will. Natürlich sollte man sich auch sehr gut auf das Vorstellungsgespräch vorbereiten. Es ist nicht nur wichtig, sich fachlich vorzubereiten, sondern auch gut gekleidet zu sein. Das Äußere kann auch dazu beitragen, dass man akzeptiert wird. Schnell einen Job zu finden ist also die Summe vieler kleiner Dinge, die man nicht außer Acht lassen sollte.

Antwort Frau Djanhan: Du hast die Runde eigentlich schon gemacht. Es sind genau die kleinen Dinge, die Du vorhin erwähnt hast, die am Ende zählen. Es ist wichtig, einen guten Kontakt zu den Leuten zu haben und zu halten, die man trifft. Man muss immer einen sehr guten Eindruck hinterlassen, denn die Welt ist sehr klein, viel kleiner als man denkt. Das fängt schon während des Studiums mit den Professoren an. Man sollte die Nähe zu den Professoren suchen, nicht um gute Noten zu bekommen oder ähnliches, sondern um die Meinung der Professoren zu Themen wie Berufseinstieg, Arbeitskultur, gute Unternehmen, interessante Bereiche etc. zu hören. Unsere Kultur in Afrika sagt uns, dass wir die Älteren respektieren müssen, und für mich bedeutet Respekt auch, zuzuhören, was der Ältere sagt, weil er viel mehr Erfahrung hat. Er weiß meistens, wovon er spricht. Deshalb ist es sehr wichtig, während des Studiums zuzuhören, weil man neben der kulturellen Barriere auch eine Sprachbarriere hat. Man sollte sich die Zeit nehmen, mit den Professoren zu sprechen und zu hören, wie es läuft. Die Professoren lehren zum Beispiel im Bereich Prozesstechnik, Prozessmanagement. Es ist einfach wichtig, ihre Meinung zu hören, was sie denken, wie die Arbeitswelt am Ende aussieht und wie es für einen Absolventen möglich ist, schnell einen Job zu finden. Der Professor kann immer Ratschläge geben. Ein Tipp von ihm könnte sein: Sie brauchen gute Noten. Gute Noten sind sowieso immer empfehlenswert. Sie können ihn z.B. auch fragen, ob er Unternehmen kennt, die Praktika anbieten, denn Universitäten arbeiten oft mit Unternehmen zusammen. Man muss viel mit den erfahrenen Leuten reden und immer versuchen, einen guten Eindruck zu hinterlassen. Wenn man irgendwo ein Praktikum gemacht hat, muss man versuchen, sich zumindest mit den Vorgesetzten gut zu verstehen, ein gutes Verhältnis zu den Kollegen zu haben. Ich rate nicht dazu, sich einzuschleimen. Um Himmels willen, nein. Wenn es nicht passt, dann passt es nicht, aber es muss immer ein respektvoller Umgang mit den Kollegen und den Vorgesetzten sein. Und man muss immer versuchen, im Guten auseinanderzugehen. Das ist ganz wichtig für später, denn man trifft sich ja oft zweimal im Leben. Und da sollte man positiv in Erinnerung bleiben. Dies ergänzt noch ein wenig die Aussage von Herrn Mbang.

5. WAS HALTET IHR VOM THEMA “COACHING“ FÜR AFRIKANISCHEN STUDENTEN IN DER VORBEREITUNG AUF DEN ARBEITSMARKT, 1 ZU 1 COACHING ODER COACHING MIT MEHREREN TEILNEHMERN WIE ES BEI DIESEM FORUM DER FALL IST? IST DAS BEI GADI IN PLANUNG?

Antwort GADI e.V.: Das ist ein Projekt. Unser zukünftiges Coaching-Konzept sieht so aus: Ein ehemaliger afrikanischer Studierender (Mentor genannt), der bereits im Berufsleben steht, coacht einen afrikanischen Studierenden (Mentee genannt). Bei der Auswahl des Mentors und des entsprechenden Mentees werden wir versuchen, auf Gemeinsamkeiten zwischen den beiden zu achten. Die erste wichtige Gemeinsamkeit ist aus unserer Sicht der Bereich, in dem beide tätig sind. Zum Beispiel sollte ein Mentee, der Wirtschaftswissenschaften studiert, nicht von einem Mentor gecoacht werden, der Bauingenieur ist oder als Bauingenieur arbeitet. Wir wollen versuchen, das Matching auf Basis gemeinsamer Interessen durchzuführen. Das Konzept befindet sich derzeit im Aufbau und soll in den nächsten Monaten bzw. Jahren ausgerollt werden. Wir erweitern derzeit unseren Pool an Mentoren und Mentees. Leider haben wir im Moment noch nicht so viele Mentees, wie wir uns wünschen würden, so dass wir derzeit kein Coaching anbieten können. Wir sind aber zuversichtlich, dass wir bald diejenigen erreichen, die gecoacht werden möchten. Unser Konzept ist bereits bei verschiedenen ausländischen Verbänden auf Interesse gestoßen.

Vorschlag von Frau Djanhan: Das Coaching-Konzept erfordert viel Verantwortung und Zeit. Eine gute Idee wäre, einen Coaching-Tag pro Quartal oder Semester zu organisieren. Die Studierenden können freiwillig kommen und ihren Lebenslauf und/oder Motivationsschreiben mitbringen. Die Mentoren können sich diese anschauen und mit dem Mentee darüber sprechen bzw. Tipps geben. Egal aus welchem Fachbereich, es gäbe genügend Mentoren, die bei Gadi anfangen könnten.

6. HÄTTEN SIE EIN WHATS-APP GRUPPE, IN DER JOBANZEIGE ERTEILT WERDEN KÖNNEN ?

Antwort GADI e.V.: Wir haben zurzeit keine Whats-app-Gruppe. GADI ist ein kleiner Verein. Die Ressourcen sind dementsprechend knapp und es ist schon eine Herkulesaufgabe, Mentoring und Coaching anbieten zu wollen, weil es nicht so viele Vereine gibt, die so etwas anbieten. Aber wenn Studierende Fragen haben, können sie sich gerne an uns wenden, wir beraten und geben Tipps und Hinweise, wann und bei welchen Unternehmen man sich am besten bewirbt. Auf Wunsch können wir auch eine Optimierung des Lebenslaufs anbieten, je nach Kapazität.

7. ALS BERUFSEINSTIEG BEI WELCHEN FIRMEN SOLLTE MAN SICH BEWERBEN ? SOLLTE MAN SICH BEI DEN BIG PLAYERN, IM MITTELSTAND ODER BEI START-UPS BEWERBEN?

Antwort Frau Djanhan: Am besten bei den Big-playern.

8. NACH DEM ERSTEN ARBEITSVERTRAG LAUERT SCHON DIE NÄCHSTE HÜRDE FÜR DEN BERUFSEINSTEIGER: DIE PROBEZEIT. WIE ÜBERLEBT MAN DIE PROBEZEIT? WELCHE TIPPS KÖNNEN SIE UNSERE TEILNEHMER GEBEN?

Antwort Frau Djanhan: Die Probezeit besteht man, indem man – viel zuhört (wegen der vielen Informationen), viel aufnimmt, – viel fragt (die Fragen sollten darauf abzielen, das Thema zu beherrschen) – Interesse zeigt – Engagement zeigt – bereit ist, kleinere Aufgaben zu übernehmen, für die man sich vielleicht zu alt fühlt – gute Beziehungen im Unternehmen aufbaut. Nach 6 Monaten ist das möglich. In den ersten 3 Monaten nicht, weil man viel mehr auf seine Aufgaben fokussiert ist, aber danach sollte man den größeren, den breiteren Blick im Unternehmen haben. Man sollte sich bestimmte Leute in der Firma aussuchen, die für einen wichtig sind, die für das eigene Weiterkommen wichtig sind. Als Prio 1 sollte man natürlich seinen Job sehr gut machen, viel besser als alle anderen. Man sollte immer versuchen, der Beste zu sein. Als Prio 2 Beziehungen aufbauen. Das heißt, man sollte Senior-Leute oder Führungskräfte im Unternehmen kennen, die von einem und der eigenen Arbeit überzeugt sind, die später auch für einen sprechen können. Das lerne ich auch heute noch, muss ich ehrlich zugeben. Oft denkt man als Afrikaner, ja, ich mache einen guten Job und komme trotzdem nicht weiter. Es reicht nicht, einen guten Job zu machen. Man muss gute Verbindungen haben, man muss ein Netzwerk aufbauen, man muss Beziehungen haben. Das ist sehr wichtig. Man muss seine Identität im Unternehmen haben. Man muss eine Marke werden. Das ist eine große Aufgabe. Ich glaube, darauf sollte man sich auch konzentrieren. Nicht nur, dass man seinen Job gut macht, das ist selbstverständlich, sondern dass man eine Marke aufbaut. Man sollte das nicht für jeden Preis machen, aber man sollte es zumindest anstreben. In 6 Monaten kann das schwierig sein, aber man kann es gut aufteilen. Die ersten 3 Monate konzentriert man sich auf die Arbeit und die nächsten 3 Monate baut man das Netzwerk auf. Klassische Themen wie: – Pünktlich sein (auch etwas früher) – gut gekleidet sein – Höflich sein oder Respekt zeigen sollten selbstverständlich sein. Man spricht nicht mehr darüber.

Antwort Herr Mbang: Frau Djanhan hat alles gesagt. Ich habe nichts zu ergänzen.

9. WIE UNTERSTÜTZT GADI AFRIKANISCHE STUDENTEN BEI PRAKTIKUM, WERKSTUDENTÄTIGKEITEN UND JOBSSUCHE ?

Antwort GADI e.V.: Die GADI bietet eine Sprechstunde an, in der Studenten beraten werden, wie und wo sie sich bewerben können. Nach Absprache können Sie uns auch Ihren Lebenslauf schicken. Wir können ihn kostenlos für Sie optimieren. GADI hat in seinem Netzwerk Kontakte zu Afrikanern, die in Unternehmen verschiedener Branchen in Deutschland arbeiten. Es besteht die Möglichkeit, dass interessierte Studierende uns ihre Bewerbungsunterlagen zusenden, damit wir diese an unsere Kunden weiterleiten können. Voraussetzung ist, dass der Bewerber/Student eine interessante Stelle in einem Unternehmen gefunden hat, in dem einer unserer Kontakte arbeitet.